1568 Aus der Geschichte der Trösch
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Vidimus einer Urkunde ausgestellt von Peter Fritsching, Pfleger von Wahlern, und Junker Rudolf von Brügg, Kastellan von Grasburg.
1384 April 30 (die jovis proxima ante festum beate Walburge virginis anno curente domini millesimo ccc° octagesimo quarto)

In der Urkunde vom 30. April 1385 bestätigen Burinus von Berenwart, Rudolf gen. Ringgenberg und Greda, Witwe des Burini gen. Weber im Gevelle, – letztere mit Hand ihres Vogtes Gerhard von Krauchtal, Burger in Bern – dass ihnen die viri nobiles, sapientes et discreti dominus Jacobus Dives, miles, scultetus Friburgi, consules et communitas ejusdam Friburgi eine Urkunde übergeben haben, quandam literam repertam in capsella dicti quondam Burini, qui proh dolor, interfectus fuit, sanam et integram, sigillis discretorum virorum domini Petri Fritsching curati de Walerron et Rodulphi de Ponte, domicelli, castellani Grasburgi sigillatam, datam die jovis proxima ante festum beate Walburge virginis anno curente domini millesimo ccc° octagesimo quarto, in qua litera? Die Aussteller entlasteten daher die Freiburger für den obgen. Brief und der Vogt Gerhard von Krauchtal tat dasselbe. D: ultima die mensis aprilis. Siegel. a B[erno] der Aussteller nobilis et discretus vir Otto de Buobenberg domicellus, scultetus in Berno und der gen. Gerhard von Krauchtal.

[…] Chüntzinus Mugi, Henslinus Schermatz, Johannes Wienbach, Ulricus Huser, Johannes vom Stein, Ulricus Tröscho, Petrus Im Niderdorf, Ulricus zer Múli, Cristanus von Nidereych et Bertschinus Schérer, residentes in parrochia de Walerron, tenentur nobis dictis … in ter centum et triginta florenis boni et puri auri ac legalis ponderis Florentie, principaliter obligati.

Original: StAFR, Bündnisse und Verträge, Nr. 328. Beide Siegel fehlen. Druck: In Auszügen publiziert in: FRB X, 316, Nr. 662; Burri, Friedrich: Grasburg unter savoyischer Herrschaft, in: Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern, XVIII, 1908, 1–268, Anm. 4, 170f.

Bemerkung: Im Urkundenauszug bestätigen Chüntzi Mugi, Hensli Schermatz, Johann Wienbach, Ulrich Huser, Johannes vom Stein, Ulrich Trösch, Peter Im Niederdorf, Ulrich Zurmühle, Christian von Niedereich und Bertschi Schürer vor den Ausstellern der Urkunde, dem Kastellan von Grasburg, Junker Rudolf von Brügg, und dem Pfleger von Wahlern, Peter Fritsching, dass sie gegenüber Burinus gen. Weber in Gevelle 330 Pfund in guter florentiner Währung schulden.
Was sagt uns nun diese Urkunde im Bezug auf Ulricus Tröscho? Mit dem Kastellan von Grasburg, Rudolf von Brügg (aus der Familie de Pont, heute Pont-en-Ogoz FR), und dem Pfleger von Wahlern, Peter Fritsching, als Aussteller der Urkunde und den zitierten Schuldnern, die alle in der Kirchgemeinde Wahlern wohnten, ist der herrschaftliche und geographische Raum, einerseits die Kastlanei Grasburg bzw. das heutige bernische Amt Schwarzenburg, anderseits die Kirchgemeinde Wahlern, klar bestimmt. Samuel Troesch (1922–2007), Verfasser des in der Schweiz. Landesbibliothek 1997 (Sign. GFbq 707) hinterlegten Ms. (Geschichte und Wappen vom Geschlecht Trösch von 1293 bis 1980), sandte mir am 30. Oktober 2002 auf meine Anfrage nach dem Ms. folgenden fotokopierten Text zu dieser Urkunde:

Ulricus Tröscho, Junker von Grasburg und Ulricus de Holzmüli, von Samuel Troesch. Sehr interessant ist das Ergeignis vom 30. April 1385. In der Urschrift, taucht erneut der Freiherr Junker von Grasburg, Ulricus Trösch und der Freiherr de Holzmüli auf, worin folgendes nachzulesen ist: 30. April 1385. Burinus des Berrenwart, Rodulphus dictus Ringgenberg, und Margarete die Witwe Burini dict Weber im Gefälle, letztere mit Hand ihres Vogtes Gerhardus de Krauchtal Burger in Bern. Urkunden: dass ihnen die Ritter Jakob Rich, Schultheiss der Stadt Friburg, einen bestimmten Brief, der gefunden wurde in einer Truhe des verstorbenen Burini, «o Schmerz» geläbt, wurde vollständig erhalten mit Siegel, der ehrenwerte Herr besorgt des Rudolf von Brügg, Junker von Grasburg besiegelt, gegeben am Donnerstag, am letzten Tag vor dem Fest der seligen Walpurge, der Jungfrau im laufenden Jahr des Herrn, tausend dreihundert und vierundachtzig, der achtzigste der vierte (1384), in diesem Brief … Chutzinus Mugi, Hendli Schermatz, Johannes Wienbach, Ulricus Huser, Johannes Stein, Ulricus Tröscho, Petrus im Niederdorf, Ulricus zur Mühle (Ulricus de Holzmüli Hemma sua Adelheit filia eorum), Cristanus von Niedereych et Bertschinus Schúrer wohnhaft in der Pfarrei de Walerron. Werden gehalten und genannt auf die dreihundert dreissig Gulden, gut und reines Gold und gesetzliches Gewicht von der Währung von Florenz. Sind verpflichtet als Hauptpflichtig am letzten Tag vom Monat April. Nach der oben stehenden Urkunde zu schliessen, scheint es, dass der Kauf von Peter Trösche, Freiherren von Grasburg und «Holzmüli» doch einen Zusammenhang hat! Das Geschlecht der «zu Holzmüli», oder lateinisch «Ulricus de Holzmüli Hemme Uxor sua Adelheit filia eorum », «Rudolfus de Holzmüli» oder «Elisabeth uxor Ulrici de Holzmüli», kann folgendermaßen beschrieben werden: In Aufsätzen, Urbaren und Dokumenten ist Holzmüli nicht nur Weiler, sondern auch ein Freiherren-Geschlecht. Wir finden das Geschlecht in Zusammenhang mit Abtretungen und Schupposen im «Fontes Rerum Bernensium», dem «Inventarium Fraubrunnen», Ratsmanualen, vom «Urbar von Buchsee» und dem von «Fraubrunnen », die im Staatsarchiv Bern eingesehen werden können. [Es folgt eine Beschreibung der Holzmüller und ihrer Grundherrschaft von Gottlieb Bernhard, Münchringen].

Samuel Troeschs These aufgrund vorliegender Urkunde, wonach der Kauf des Peter Trösch 1293, die Freiherren von Grasburg und die «Holzmüli» einen Zusammenhang habe, ist nicht haltbar, und zwar aus mehreren Gründen:
1. Bei korrekter Lesung der Urkunde ist klar ersichtlich, dass die Freiherren von Grasburg nicht genannt werden. Der eine Aussteller hiess Junker Peter von Brügg und war Kastellan (Vogt) von Grasburg, dem heutigen Amt Schwarzenburg im Kanton Bern. Das Amt des Kastellans entsprach dem des Landvogts in andern Ämtern und Grafschaften. Dazu passt, dass Peter Fritsching, als zweiter Aussteller der Urkunde von 1384 Pfleger der in der Kastlanei Grasburg liegenden Kirchgemeinde Wahlern war.
2. Alle aufgeführten Schuldner wurden als «residentes in parrochia de Walerron», als in der Kirchgemeinde Wahlern niedergelassene, bezeichnet. Ein Bezug zur «Holzmüli» in der Gemeinde Münchringen ist nicht gegeben.
3. Der in der Urkunde genannte «Ulricus zer Múli» hat in meinen Augen ebenfalls kaum eine Verbindung zur «Holzmüli», denn in den übrigen, mir bekannten, im FRB veröffentlichten Urkunden wird stets von «Holzmüli» gesprochen und der Begriff «zur Müli» taucht nicht auf. Das gemeinsame Auftreten eines Ulricus Tröscho und eines Ulricus zer Múli, beide sesshaft in der Pfarrei Wahlern, kann nicht mit der «Holzmüli» kurzgeschlossen werden.
4. Schliesslich gab es beinahe in jedem Dorf, mindestens in jeder Herrschaft, eine Mühle. Somit kann ein gewisser Ulrich aus Wahlern den Beinamen Zurmühle haben ohne irgendeinen Bezug zu Holzmühle bei Münchringen.
5. Die ohne Quellennachweise beigefügten lateinischen Worte «Ulricus de Holzmüli Hemme Uxor sua Adelheit filia eorum» haben zum « zer Múli» keinen Zusammenhang.

Anmerkungen
Die hier wiedergegebenen Quellen sollen möglichst integral publiziert werden. Aus Zeitmangel können die Urkunden in den Archiven leider nicht immer eingesehen und transkribiert werden, daher müssen auch bereits edierte Quellentexte wiedergegeben werden. Die Urkunden sind nach den neuen Regeln der Stiftung Schweizerischer Rechtsquellen (SSRQ) ediert, das heisst u.a. einerseits chronologisch Gliederung; anderseits originaler Urkundentext in normaler und vom Verfasser beigefügte Kommentare, Bemerkungen usw. in kursiver Schrift und soweit möglich mit Wiedergabe der besonderen Schriftzeichen.

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