Erste Spuren der Trösch in Deutschland finden sich in der Stadt Freiburg im Breisgau.1 Nach Kindler von Knobloch sind die Trösch von Umkirch ein altes Dienstmannengeschlecht der Herren von Üsenberg und ein Zweig der von Arra. Erster namentlich bekannter Vertreter des Geschlechts war «Albertus miles de Untkilche dictus Troessche». Er, «Cuno dictus de Arra, milites, Anna, soror, ac Hedewigis, mater eorum», verkauften 1245 dem Kloster Güntersthal ihren Hof in Gretzhausen um 245 Mark Silber. Mit Hüglin Trösch, der 1388 eine Gülte von seinem Hof zu Biengen verkaufte, verschwand das Geschlecht aus dem Breisgau.2 Doch im Ortssippenbuch Grissheim einer in Neuenburg (Rhein) eingegliederten Gemeinde, tauchen Familien auf, deren Daten ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Ob es nur ein Zufall ist, dass Grissheim und Thunstetten einst zur Herrschaft des Johanniterordens (Grissheim: Kommende Heitersheim)3 gehörten?
Eine Familiengruppe der Trösch in Hahnbach in der bayrischen Oberpfalz, Bewohner eines «Tröschenhauses», lässt sich bis Ende des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen. Mit dieser Familiengruppe verwandt ist eine mehr als 20 Personen grosse Familie Troesch im Fichtelgebirge (Oberpfalz), im nordöstliches Bayern (Marktredwitz und Neusorg).
Am 14. März 1691 erhielten Ullj Trösch, seine Frau und seine drei Kinder aus dem Amt Aarwangen von der bernischen Obrigkeit als Viatikum für die Reise nach der brandenburgischen Mark pro erwachsene Person 20 und für jedes Kind 10 oder 15 Batzen. Ulrich Trösch und seine Familie schlossen sich einer Gruppe von über 480 Personen an, die sich in der Mark Brandenburg ansiedeln sollten.4 Diese Gruppe erreichte im Mai 1691 ihr Ziel im Raum Neu-Ruppin (Storbeck). Doch Ulli Trösch und seine Familie trennten sich vor Ankunft im Kurfürstentum Brandenburg von dieser Auswanderungsgruppe. Er ließ sich in der Stadt Halle an der Saale als Strumpfstricker nieder; bereits am 29. Juli 1691 wurde er im Kirchenbuch der Domkirche als Pate eines Jakob Bürki aus der Schweiz vermerkt. In der Folge tauchten er, seine Frau Elisabeth und seine Kinder Ulrich, Peter und Barbara wiederholt als Pate, Patin; Konfirmanden und Hochzeiter und seine Enkelkinder als Täuflinge in den Halleschen Kirchenbüchern auf. 1692 wurde Ulrich Trösch als Strickmeister des Hospitals bezeichnet; 1701 bei der Heirat seines Sohnes Ulrich wurde seine Herkunft als von «Tunstett auß der Schweiz, Berner gebieths» beschrieben. Ulrich Trösch starb am 16. August 1714 in Halle an der Saale.5
Die im hessischen Friedensdorf (ehem. preussisch Hessen-Nassau) niedergelassenen Familien Trösch stammen aus der Schweiz: Gottfried Trösch, geb. 1887 in Bützberg, von Thunstetten, heiratete 1910 in Dauthpe.6
Elsass
1471 immatrikulierte sich «Cristannus Trösch de Richenwil, dyoc. bas.» an der Universität Basel und zahlte als Einschreibegebühr die damals üblichen 6 ß (Schilling).7 Nach genealogischen Informationen im Internet sind Trösch aus dem Elsass vor allem im heutigen französischen Departement Bas-Rhin teilweise bis ins 17. Jh. zurück nachweisbar, u.a. in Lochwiller (18. Jh. bis heute), Schwenheim (17./18. Jh.) und Wittisheim (18. Jh.). Im Departement Haut-Rhin erscheinen Trösch nur vereinzelt, so z.B. in Hindlingen (18. Jh.). Interessant sind die
Geburtenzahlen und demographischen Karten der Trösch (und Drösch) in Frankreich für die Periode 1891–1990.
Österreich
Ende des 19. Jh. wanderte aus dem bernischen Thunstetten Johannes Trösch nach Vorarlberg aus. Er und seine um 1900 aus der ersten Ehe mit Pauline Feldmann von Näfels GL8 stammenden Kinder kehrten in den Zwanziger Jahren in die Schweiz zurück.9 In den Bundesländern Niederösterreich und Wien finden sich einige Familien Trösch. Diese Familien bilden eine eigenständige Gruppe.
Schweiz
Eine Geschichte der Trösch in der Schweiz muss in mindestens zwei Teile gegliedert werden. Am frühesten erschien 1293 der erste Namensträger im intensiv besiedelten Hochburgund im «mittelbaren» Machtbereich10 des Hauses Habsburg, den Erben der Grafen von Kyburg. In diesem umstrittenen Gebiet – die Grafen von Savoyen beanspruchten diesen Raum ebenfalls und traten mit zahlreichen Verbündeten der habsburgischen Hausmachtspolitik erfolglos entgegen11 – verkaufte Konrad von Grasburg, Sohn des verstorbenen ehem. Schultheissen von Bern, Jakob von Grasburg, seinem Bruder Gerhard für drei Bernpfund alle seine Rechte an seinem Knecht Peter Tröschen und seinem Acker zwischen Bernried und dem Gut Bachthalen.12 In der Folge, im 14. und teils im 15. Jahrhundert noch spärlich, gibt es immer zahlreichere schriftliche Dokumente, die es ermöglichen eine Geschichte der Trösch im schweizerischen Mittelland bis in unsere Zeit zu schreiben. Darunter zählen im 14. Jahrhundert der Bauer Johannes Tröscho des Hofes Holzmüli bei Münchringen BE13, im 15. Jahrhundert der Zofinger Stadtburger Hans Trösch14 und um 1500 die Familie des Hauptmanns Fridolin Trösch von Solothurn.15 Ab 1572 erscheinen in den Tauf- und Eherodel von Steffisburg einige Trösch, die vermutlich eine Familie bildeten. Doch bereits 1640 erfolgte der letzte Eintrag ins Taufrodel von Steffisburg.16 1573 erwarb ein Trösch offenbar das Bürgerrecht von Thunstetten.17 Die Thunstetter sind heute wohl von der Zahl her das stärkste Geschlecht in der Schweiz. Die im «Familiennamenbuch der Schweiz» aufgeführten Trösch von Etziken SO haben das Bürgerrecht ebenfalls vor 1800 erworben.18 Eine weitere Familie, die das Bürgerrecht vor 1800 erworben haben, sind die Trösch aus Seewen SO. Ob diese von Fridli Trösch, dem Solothurner Hauptmann von 1499 in Seewen, abstammen, wie das der Familienartikel im HBLS19 suggeriert, ist noch unklar. Ihr bekanntester Vertreter, aus einem Zweig von Gerichtsässen, war wohl Joseph Trösch, 1769–1807, von Seewen SO, der 1798–1800 Mitglied des helvetischen Grossen Rates war.20
Anmerkungen
1 Nehlen, Hermann: Cives et milites in Friburg. Ein Beitrag zur Geschichte des ältesten Freiburger Patriziats, in: Schauinsland, 84/85, 1966/67, 79–124, sowie Kälble, Mathias: Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit. Stadtgemeinde und städtische Führungsgruppen in Freiburg im 12. und 13. Jahrhundert, Freiburg i. B. 2001, 237ff.
2 Kindler von Knobloch, J.: Oberbadisches Geschlechterbuch, Bd. 1, Heidelberg 1898, 243.
3 Herrschaftsgliederung und Ämtergliederung in Südwestdeutschland 1790, in: Historischer Atlas von Baden-Württemberg, Stuttgart 1972–1988, Kartenteil, Karte VI.13.
4 Moser, Franz: Die grosse Berner-Auswanderung nach Brandenburg im Jahre 1691, in: Archiv für Sippenforschung 14, 1937, 143–144, 173–177, 215–217 (vgl. Die grosse Auswanderung nach Brandenburg – Auszug) sowie Stirnemann, Heinz: Woselbst sie wohl aufgenommen. 300 Jahre Schweizer Kolonien in der Mark Brandenburg am Beispiel der Gemeinde Storbeck, Frankfurt am Main, 1991, 64.
5 Dank an Hans Ulrich Pfister, Winterthur, für seinen Hinweis zu den Einträgen in den Kirchenbüchern (1688–1723) der reformierten Domkirche Halle an der Saale.
6 Burgerrodel Thunstetten, Bd. V, 296.
7 Wackernagel, Hans Georg [Hg.]: Die Matrikel der Universität Basel. I. Band, 1460–1529, Basel 1951, 94, Nr. 39.
8 Billeter, Julius: Trösch von Thunstetten, o. O. und J. (nach 1926), Ms. [etwa 75 Blätter mit Einträgen aus Kirchenbüchern und Burgerregistern von Thunstetten ab 1580 bzw. 1830; als Kopien erhältlich bei der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft der Region Basel (GHGRB)].
9 Burgerrodel Thunstetten Bd. V, 14.
10 Marchal, Guy P.: Die Ursprünge der Unabhängigkeit (401–1394), in: Mesmer, Beatrix (Red.) et al.: Geschichte der Schweiz und der Schweizer, Basel 1986 [Studienausgabe], 142.
11 Meyer, Werner; Finck, Heinz Dieter: Die Schweiz in der Geschichte 700–1700, Bd. 1, Zürich 1995, 56.
12 Fontes Rerum Bernensium, Bd. 2, 778, Nr. 13. Um 1400 treten die Trösch im Raum Schwarzenburg (Steinenbrünnen, Nydeck, Hofstatt und Ysengruben) öfters auf, vgl. Burri, Fr[iedrich].: Die Baugeschichte der Grasburg, in: Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern, XX, 1. Heft (1910), 45–159, Anm. 237, 129.
13 Fontes Rerum Bernensium, Bd. 4, 423ff., Nr. 394.
14 Merz, Walther: Die Urkunden des Stadtarchivs Zofingen, Aarau 1915, 116.
15 Hegi, Friedrich [Hg.]: Das Glückshafenrodel des Freischiessens zu Zürich 1504, Zürich 1942, 166.
16 Ehe- und Taufrodel Steffisburg 1557–1605 [StABE K Steffisburg 1]; Ehe- und Taufrodel Steffisburg, 1606–1639 [StABE K Steffisburg 2]; Taufrodel Steffisburg, 1640–1657 [StABE K Steffisburg 3]. Diese Hinweise verdanke ich den genealogischen Arbeiten von Hans Haldemann, Boll, über die Kirchenbücher von Steffisburg, die im Lesesaal des Staatsarchiv Bern hinterlegt sind.
17 Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, Bd. 7, Neuchâtel 1934, 56.
18 Familiennamenbuch der Schweiz, Bd. 3, Zürich 1989, 1864.
19 Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, Bd. 7, Neuchâtel 1934, 56.
20 Amtliche Sammlung der Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik, 16 Bde., Bde. 1–11 bearb. von Johannes Strickler, Bde. 12–16 bearb. von Alfred Rufer, Bern/Freiburg i. Ü. 1886–1966, Bde. 1–5 passim.
21 Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, Bd. 7, Neuchâtel 1934, 44f.
22 Kälin, Urs: Die Urner Magistratenfamilien. Herrschaft, ökonomische Lage und Lebensstil einer ländlichen Oberschicht 1700–1850, Zürich 1991, 35.
23 Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, Bd. 7, Neuchâtel 1934, 45.
24 Immigrant Ships – Einschiffung von Victor Trösch, geb. 1807 (vermutlich von Seewen oder Etziken SO), und seiner Familie in Le Havre 1854 auf der «Roger Stewart» von Brunswick, Maine. Immigration: New Orleans, 25.5.1854. Für die Auswanderung nach den USA, vgl. Simon Geissbühler, Die bernische Auswanderung in die Vereinigten Staaten 1870–1930, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, 62, 2000, Heft 3, S. 85–105, und Martin Matter, Wirtschaftsflüchtlinge. Langenthaler verlassen ihre Heimat, 1850–1860, in: Jahrbuch des Oberaargaus, 37, 1994, 228–250.
25 100 años [1892–1992] de la colonia Nicanor Molina y su gente, Avellaneda (Sante Fe) 1992.